4. und 5. Mai 2006
Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog, 1190 Wien, Armbrustergasse 15
Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Institut für Konfliktforschung, dem Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog und dem Institut für Iranistik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und mit freundlicher Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien MA7/Wissenschafts- und Forschungsförderung, den Wiener Vorlesungen und der Deutschen Sir Peter Ustinov Stiftung statt.
Das Buch zum Symposium „Der Westen und die Islamische Welt – Fakten und Vorurteile“ ist bei Wilhelm Braumüller/Wien erschienen.
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PROGRAMM
Donnerstag 4. Mai 2006
14.00 Uhr:
Begrüßung durch den Vorstand des Ustinov Instituts, Friedrich GEHART
14.10 Uhr:
Einleitung: „Moslem sein in Wien – zwischen Akzeptanz, Vorurteil und Ablehnung“, Omar AL RAWI, Gemeinderat der Stadt Wien, Integrationsbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft
14.25 Uhr:
„Islam und Europa – Stereotypen, Vorurteile und Feindbilder über Jahrhunderte“, Bert FRAGNER, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Iranistik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
15.10 Uhr:
„Islamophobie in Europa – ein Überblick“, Thomas SCHWARZ, Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit/EUMC
16.00 Uhr:
„Das aktuelle Bild des Westens in der Islamischen Welt“, Katajun AMIRPUR, freie Autorin und Publizistin, Köln
16.45 Uhr:
„Fundamentalismus und Radikalismus als Auslöser und Verstärker von Stereotypen, Vorurteilen und Feindbildern“, Sibylle WENTKER, Arabistin und Historikerin, Österreichische Akademie der Wissenschaften
18.00 Uhr:
„Islam und Demokratie: Ein Widerspruch?“ ExpertInnenrunde mit Carla Amina BAGHAJATI, Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft Wien, Rudolph CHIMELLI, Bert FRAGNER, Peter HEINE, Udo STEINBACH, Sibylle WENTKER, Moderator: Anton PELINKA, Institut für Politikwissenschaft/Universität Innsbruck, Institut für Konfliktforschung, Wien
Freitag, 5. Mai 2006
14.00 Uhr:
„Das aktuelle Bild der Islamischen Welt im Westen“, Rudolph CHIMELLI , Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Paris
15.30 Uhr:
„Was hält die Vorurteile am Leben? „, Peter HEINE, Professor für Islamwissenschaft des nicht-arabischen Raumes an der Humboldt-Universität zu Berlin
16.15 Uhr:
„Stehen der Welt weitere religiös und kulturell motivierte Konflikte bevor?“, Udo STEINBACH, Direktor des Deutschen Orient Instituts/DOI
17.30 Uhr:
„Was kann zum Abbau von Stereotypen. Vorurteilen und Feindbildern zwischen dem Westen und der Welt des Islam getan werden?“ Podiumsdiskussion mit Mina AHADI,Internationales Netzwerk gegen Steinigung, Omar AL RAWI, Thomas SCHWARZ, Udo STEINBACH, Moderator: Franz Kössler, ORF
Das Symposium hat sich schwerpunktmäßig folgenden Fragen gewidmet:
- Das heute im Westen kursierende, eher bedrohliche und rückständige Bild der Islamischen Welt hat sich über Jahrhunderte gebildet und ist das Ergebnis vielfältiger religiöser, wirtschaftlicher und machtpolitischer Entwicklungen und Interessen. Ebenso hat die Islamischen Welt ein Bild vom Westen, das u.a. durch koloniale Eroberung und vor dieser durch die Kreuzzüge geformt wurde. Die historischen Wurzeln heute bestehender Stereotypen, Vorurteile und Feindbilder sollen herausgearbeitet werden.
- Vorwürfe einer Seite gegen die andere sollen auf ihren Wahrheitsgehalt hin betrachtet werden, um Fakten und Vorurteile als solche zu erkennen.
- Dabei wird auch zu prüfen sein, welche der dem Islam heute negativ zugeschriebenen Phänomene (z.B. Unterdrückung der Frauen) eher auf alte kulturelle Traditionen zurückgehen als auf allgemein anerkannte, unverzichtbare religiöse Lehrmeinungen und inwiefern diese Phänomene repräsentativ sind für die Islamische Welt.
- Vor allem aber sollen die Faktoren gesucht werden, die in unserer Zeit dafür verantwortlich sind, dass alte Stereotypen, Vorurteile und Feindbilder nicht nur auf beiden Seiten weiterbestehen, sondern zum Teil sich weiter verstärken. Welche gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und religiösen Antriebskräfte sind hier am Werke? Welche Rolle spielen im Westen Ängste um Arbeitsplätze, vor Überfremdung (Moscheen, Kopftücher) und um die persönliche Sicherheit und in der Islamischen Welt Ängste vor Hegemonisierung sowie dem Verlust der kulturellen, wirtschaftlichen und religiösen Identität?
- Inwieweit liegen die Ursachen für religiöse Radikalisierungen in der Islamischen Welt bei politischen und sozialen Entwicklungen in den betreffenden islamischen Staaten, die als ungerecht empfunden werden, und inwiefern tragen Gefühle, vom Westen kulturell, wirtschaftlich und politisch hegemonisiert zu werden, dazu bei?
- Die Welt ist heute mit schrecklichen Geschehnissen konfrontiert, die im Namen des Islam gesetzt werden: Geiselnahmen, Selbstmordattentate, Terror. Es wird zu prüfen sein, wo hierfür die Wurzeln liegen: in der Politik, die die Religion benutzt oder bei religiösen Führern, die politisieren? Welche Rolle spielen fundamentalistische Strömungen? Wie steht die Mehrheit der Muslime zu solchen radikalen Einstellungen?
- Welche Gefahr liegt darin, dass Radikalismus oft ansteckend wirkt, dass radikale Ansichten und Taten auf der einen Seite dazu führen, dass auch die andere Seite radikaler zu denken und handeln beginnt?
- Wie liberal verhalten sich die islamischen Staaten gegenüber westlichen Sitten und Religionen, während Moslems im Westen ihre Rechte vehement einfordern?
- Ist nicht der Westen ebenso wenig ein homogenes Gebilde wie die Islamische Welt ? Gibt es nicht innerhalb beider Seiten große Unterschiede was religiöse, gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Umstände und Zielvorstellungen anlangt (wie z.B. Arabische Welt – Islamische Welt)? Zur Verhinderung von Pauschalurteilen soll auch dies herausgearbeitet werden.
- Wäre es nicht ebenso falsch wie gefährlich, den vereinfachenden, schnellen Schluss zu ziehen, die Welt sei eben heute mit einem „Clash of Civilisations“ konfrontiert, der ausgetragen werden muss? Sind nicht die Menschen in ihren Hoffnungen und Bestrebungen auf beiden Seiten einander sehr ähnlich? Wo treffen sich Werte und Zielvorstellungen und wo divergieren sie? Ist nicht die Interdependenz heute so groß, dass der Diskurs auf voller Breite der scheinbaren Gemeinsamkeiten und Gegensätzlichkeiten geführt werden muss?
- Was kann zum Abbau wechselseitiger Ängste unternommen werden? Besteht eine ausreichende Koalition der Gutwilligen auf beiden Seiten, um dieses Unterfangen voranzutreiben, und bestehen ausreichend Plattformen für den gegenseitigen Meinungsaustausch auf gleicher Ebene?